Wie kann ich praktizieren?
»Nichiren sagte, daß unsere Ausübung wie fließendes Wasser sein soll. Es ist also besser, zweimal am Tag zehn Minuten zu chanten - und das jeden Tag -, als an einem Tag zwei Stunden zu chanten und an den nächsten drei Tagen gar nicht zu praktizieren.«
Jeder kann in seiner eigenen Wohnung praktizieren. Der erste Schritt besteht darin, aufrecht zu sitzen, die Handflächen aneinander zu legen und die Augen offen zu halten. Es ist hilfreich, daß man zunächst vor einer leeren Wand sitzt, damit der Blick und die Gedanken nicht abgelenkt werden. Chanten bedeutet einfach, Nam-Myoho-Renge-Kyo ständig und in einem gleich- bleibenden Rhythmus zu wieder- holen. Erfahrenere Mitglieder machen dies manchmal sehr schnell. Aber Geschwindigkeit ist nicht wichtig. Die wesentlichen Punkte sind Aufrichtigkeit und Aussprache. Vielleicht kommt es einem am Anfang komisch vor und man fühlt sich gehemmt bei der bloßen Vorstellung, diese Worte an eine Wand zu richten. Aber allmählich fühlt man die tiefe Bedeutung dieser Silben und die Gefühle der Verlegenheit verschwinden.
Nicht die Lautstärke ist entscheidend, sondern eine sichere, klare und kraftvolle Stimme. Wie lange man chantet, hängt von jedem selbst ab. Nichiren ermutigte uns »bis zur Zufriedenheit unseres Herzens« zu chanten, was unterschiedlich lang sein kann, je nach unseren momentanen Lebensumständen und unseren Wünschen für die Zukunft. Man sollte möglichst morgens und abends (nicht zu spät, damit man nicht zu müde ist) mit zehn Minuten beginnen. Zweimal täglich zu chanten entspricht unserem Rhythmus von Tag und Nacht. Nichiren sagte, daß unsere Ausübung wie fließendes Wasser sein soll. Es ist also besser, zweimal am Tag zehn Minuten zu chanten - und das jeden Tag -, als an einem Tag zwei Stunden zu chanten und an den nächsten drei Tagen gar nicht zu praktizieren. Wenn unsere Ausübung fortschreitet, entsteht ganz natürlich der Wunsch, mehr chanten zu wollen.
Für das Gongyo benötigt man anfangs persönliche Hilfe. Es gibt auch langsam besprochene Kassetten, die einen bei Rhythmus und korrekter Aussprache unter- stützen. Zuerst hat man das Gefühl, es nie zu schaffen, doch nach und nach kommt man in einen Rhythmus. Es ist so wie wenn man lernt, Rad zu fahren. Für das Studium gibt es mittlerweile viele Bücher und Zeitschriften. Besonders wichtig sind die Schriften Nichirens, von denen bisher vier Bände in deutscher Übersetzung vorliegen. Außerdem gibt es zwei monatlich erscheinende Zeitschriften FORUM und EXPRESS. Beide enthalten Studienmaterial und Erfahrungsberichte.