Warum habe ich noch nie von dieser Ausübung gehört?
»Im feudalen japanischen Gesellschaftssystem jener Zeit war es undenkbar, zu behaupten, daß alle Menschen gleich seien.«
Warum habe ich noch nie von dieser Ausübung gehört?
Obwohl diese Ausübung bereits vor etwa 700 Jahren durch Nichiren in Japan begründet wurde, war ihre Verbreitung lange Zeit eingeschränkt. Für viele, besonders für die Machthaber im damaligen Japan, war es eine revolutionäre Lehre, da sie erklärt, daß die Buddhaschaft in jedem existiert, selbst in gewöhnlichen Menschen, und daß alle Menschen - männlich oder weiblich, reich oder arm, gebildet oder nicht - gleich sind. Im feudalen japanischen Gesellschaftssystem jener Zeit war es undenkbar, zu behaupten, daß alle Menschen gleich seien. Außerdem wurde von den Arbeitern und Kriegern erwartet, daß sie den traditionellen Glauben ihrer Guts- und Lehnsherren übernehmen. Seit der Zeit Nichirens waren viele seiner Schüler großen Verfolgungen ausgesetzt und die Zahl seiner Anhänger blieb gering. Um die Jahrhundertwende erlangte die Religion des Shinto ihre alte Stärke wieder. Sie wurde zur Staatsreligion ernannt und erklärte den Kaiser zum Gott. Die japanische Regierung nutzte die Verehrung des Kaisers, um der Bevölkerung Patriotismus und unbedingten Gehorsam abzuverlangen und nahm immer mehr eine militaristische Position ein, die schließlich zum Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg führte. Die Gemeinschaft der Laien- gläubigen des Buddhismus Nichirens, die heute als Soka Gakkai (Werteschaffende Gesellschaft) bekannt ist, wurde 1930 durch den Pädagogen Tsunesaburo Makiguchi gegründet. Seine unbeugsame, pazifistische Haltung und seine Kritik an der Militärregierung zu Beginn des Zweiten Weltkriegs führten schließlich zu seiner Verhaftung, gemeinsam mit seinem treuesten Anhänger Josei Toda. Makiguchi starb im Gefängnis, aber Toda verließ das Gefängnis nach Beendigung des Krieges mit der festen Entschlossenheit, die Gemeinschaft der Laiengläubigen neu aufzubauen. Dabei kam ihm die Einrichtung einer parlamentarischen Demokratie in Japan zugute, die von den Amerikanern unter General McArthur zur Bedingung für den Frieden gemacht wurde. Zum ersten Mal in der Geschichte Japans herrschte Religionsfreiheit. Seitdem verbreitet sich der Buddhismus Nichirens nicht nur in Japan, sondern in vielen Ländern der Erde. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als zwanzig Millionen Anhänger, die heute in über hundert Landesorganisationen der Soka Gakkai International (SGI) angegliedert sind. Unter der Leitung von Daisaku lkeda, der 1960 nach Todas Tod Präsident wurde, wurde die 1975 gegründete SGI durch ihre vielfältigen Aktivitäten bekannt und ist seit 1983 als Nichtregierungs- Organisation (NGO) Mitglied der Vereinten Nationen. Interessant ist, daß sich die Erkenntnisse vieler Wissenschaftler mit den Aussagen des Buddhismus zu decken beginnen. Auch dadurch nimmt das Interesse am Buddhismus als einer Antwort auf die Probleme der heutigen Zeit zu.