Wie sieht die Praxis aus?
Die Praxis kann in drei Bereiche unterteilt werden, die wir als Glaube, Ausübung und Studium bezeichnen.
Glaube
Glaube besteht aus einer morgendlichen und abendlichen Ausübung, die alleine in unserer Wohnung oder mit anderen statt- findet. Er umfaßt die Wiederholung oder das »Chanten« (aus dem Englischen »to chant«, singen) der Silben Nam-Myoho- Renge-Kyo und die Rezitation der beiden wichtigsten Kapitel des Lotos-Sutras. Dies wird als Gongyo (»fleißige Ausübung«) bezeichnet. Einfach ausgedrückt meint Nam-Myoho-Renge-Kyo Die Widmung unseres Lebens an die universelle Gesetzmäßigkeit oder das Bemühen, unser Leben mit dem Lebensrhythmus des Universums in Einklang zu bringen. Vielen Menschen fällt das Gongyo anfangs schwer. Die korrekte Rezitation erfordert immer Anstrengung und tatsächlich sollte man sie auch nicht leicht nehmen. Denn eine der Wirkungen des Gongyos liegt darin, uns selbst von unseren negativen Tendenzen zu reinigen und so unseren Geist auf die wesentliche Ausübung des Chantens von Nam-Myoho-Renge-Kyo zu konzentrieren. Chanten ist ein Akt des Glaubens. Am Anfang der Praxis steht das Vertrauen, nämlich der Person zu glauben, die uns mit dem Buddhismus bekannt gemacht hat. Auf der Grundlage dieses Vertrauens chanten wir und fühlen uns ermutigt, die Auswirkungen auf unser eigenes Leben auszuprobieren, so daß unser Glaube durch unsere eigenen Erfahrungen mit der Kraft der Praxis allmählich wächst. Deshalb ist es nicht notwendig, an Nam-Myoho-Renge-Kyo zu glauben, wenn wir mit der Ausübung des Buddhismus beginnen Manche Menschen sagen, daß sie zwar ernsthaft an die Wirkung dieser Praxis glauben, aber meinen, nicht chanten zu müssen. In diesem Fall handelt es sich nicht um tatsächlichen Glauben, denn Chanten ist das »Kraftwerk« des Glaubens. Glauben und Chanten sind eins.
Studium
Buddhismus fordert keinen blinden Glauben. Deshalb ist das Studium buddhistischer Lehren ein wichtiges Mittel zur Vertiefung unseres Glaubens und unseres Verständnisses. Die Lehre Nichirens und ihre Anwendung auf die Probleme des täglichen Lebens ist in den Briefen Nichirens an seine Schüler enthalten. Diese Briefe sind bekannt als Gosho.
Ausübung
Ausübung zeigt sich darin, wie wir als Buddhisten unseren Alltag zu gestalten versuchen. Auf der persönlichen Ebene liegt unser Ziel in der Reformation unseres Lebens, die wir »Menschliche Revolution« nennen. Menschliche Revolution bedeutet nicht Selbstverleugnung, sondern im Gegenteil eine allmähliche Veränderung, in der wir diejenigen Aspekte unseres Lebens entdecken und verändern, die uns und andere leiden lassen. Bei einem Menschen bedeutet die Menschliche Revolution die Überwindung seiner Faulheit, ein anderer lernt sich zu entspannen und sein Leben zu genießen. Andere wiederum möchten durch die Menschliche Revolution ihre Tendenz ändern, andere zu dominieren. Noch ein anderer möchte seinen Mangel an Selbstvertrauen und das Gefühl, unterdrückt zu werden, überwinden. Der Buddhismus besagt, daß es unmöglich ist, alleine glücklich zu sein. Deshalb praktizieren Buddhisten auch für das Glück der anderen. Darüber hinaus sollte man auch andere dazu ermutigen, ihr eigenes Leben durch die Lehre Nichirens zu entwickeln und zu erweitern. Die für alle Interessierten offenen buddhistischen Treffen verkörpern diesen Geist und dienen als Forum des freien Austausches unterschiedlichster Menschen und Sichtweisen, um sich so gegenseitig zu ermutigen. Man muß kein Buddhist sein, um ein solches Treffen zu besuchen. Selbst wenn man nur ein geringes Interesse hat, sind diese Treffen ein geeigneter Ort, um mehr über die praktischen Auswirkungen des Buddhismus zu erfahren.
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