Mit welcher Einstellung sollten wir chanten?
»Nachdem wir unsere Gebete ausgedrückt haben, entspannen wir uns und genießen das Chanten. Schließlich weiß unsere Buddhanatur, was wir für unser Glück brauchen, selbst wenn unser Bewußtsein dies nicht weiß.«
Bei der Rezitation des Gongyos sollten wir versuchen, uns nur auf eine präzise Aussprache und einen beständigen Rhythmus zu konzentrieren. Es wird nicht erwartet, daß man seinen Geist leert, während man Nam-Myoho-Renge-Kyo chantet. Es handelt sich dabei auch nicht um eine Form der Selbsthypnose. Wer das erste Mal Nam-Myoho-Renge-Kyo chantet, wird wahrscheinlich gar nicht an allzu viele Dinge denken können, weil er sich auf die richtige Aussprache konzentrieren muß. Nach dieser ersten Phase geht es vielen Menschen so, daß sie beim Chanten ganz natürlich an das denken, was sie im Moment bewegt. Chanten von Nam-Myoho- Renge-Kyo ist Gebet und Meditation gleichermaßen. Gebet deshalb, weil wir dabei für die Lösung unserer Schwierigkeiten, die unserer Freunde und unserer Familie, unseres Landes und der ganzen Welt beten. Weil das Chanten die Weisheit unserer Buddhanatur aktiviert, werden wir merken, daß wir uns unserer Schwierigkeiten bewußter werden. Es gibt Zeiten, in denen wir der Lösung nicht näher zu kommen scheinen. Doch dann werden wir eine tiefe Hoffnung und Entschlossenheit spüren, die unser Leben durchdringt. Wenn wir weiter tagtäglich praktizieren und handeln, wird schließlich eine Lösung erscheinen. Wir sollten uns daran erinnern, daß das Chanten nicht nur eine Übung zur Konzentration unserer Gedanken ist, sondern unser ganzes Leben auf einen kreativeren und erfüllteren Weg führt. Deshalb ist es keine gute Idee, unsere Gedanken beim Chanten zu fixieren, indem wir ständig wiederholen »ich muß Problem X lösen, ich muß Problem X lösen ... « Nachdem wir unsere Gebete ausgedrückt haben, entspannen wir uns und genießen das Chanten. Schließlich weiß unsere Buddhanatur, was wir für unser Glück brauchen, selbst wenn unser Bewußtsein dies nicht weiß. Aus diesem Grund sollten wir uns beim Chanten keine Lösung für unser Problem ausdenken. Denn das würde nur verhindern, daß wir uns der Weisheit des Buddhas bewußt werden, die jeder Mensch gleichermaßen besitzt. Daher ist das Chanten auch Meditation, weil unser Leben sich öffnet und wir mit unserer Buddhanatur eins werden. Die meisten Menschen berichten, daß ihre Praxis sich am Anfang nur um die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche drehte. Nach einiger Zeit versuchen sie, ihr Leben tiefer zu verstehen, um die grundlegende Quelle ihres Unglücks zu entdecken und zu verändern, oder sie beginnen, sich für das Glück anderer einzusetzen. Durch das Vertrauen und die Erfahrung, daß sich unser eigenes Leben erweitert und entwickelt, entsteht in uns der Wunsch, uns für das Glück anderer einzusetzen. Wenn wir weiter praktizieren, entdecken wir auch, daß die Ausübung für andere ein sehr wirksames Mittel ist, um positive Veränderungen in unserem eigenen Leben hervorzurufen. Wenn wir Anteilnahme und Mitgefühl für andere entwickeln, beginnen wir die Kraft unseres größeren Selbst - der Buddhanatur - zu nutzen, die eins ist mit der unbegrenzten Kraft des Universums.
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